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Konstantin

Ein Anflug wandelner Intelligenz

  • Category :Alltagsgeschichten
  • Date :12. Mai 2008
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Es war dunkel. Der Raum voller schweißgetränkter Leute. In der Luft lag der Qualm glühender Zigarettenstummel. Die Musik hämmerte auf das Trommelfell ein. Das Licht wechselte im Sekundentakt seine Farbe und Richtung.

David war auch da. Es war sein Geburtstag und er hatte geladen. Er entschied, wir müssen nach Egeln fahren. Wir waren zwölf – nur ein Bus. Wir kamen wohlgesonnen an. Glück gehabt; kein Unfall.

Ich stand im großen Floor. Auf der Bühne waren Duschen aufgebaut. In einer war ein Paar, sie waren nackt. Kaum einer nahm sie für wahr. Alle tanzten weiter oder unterhielten sich. Plötzlich rief einer von uns etwas. Es war zu laut, um es gleich zu verstehen. „Was?“ – „David!!“ – „Aha!“.
Es war Davids Geburtstag und es erschien mir normal, dass einer seinen Namen rief. Ich schaute nocheinmal auf das Paar in der Duschkabine. Wenn man genau hinsah, erkannte man die Form ihrer wohlgeformten Brüste. Der Typ war dämlich. Man sah ihn zwar nicht, aber ich bin trotzdessen dieser Meinung.
„Da ist David!!“. Ich entschloss mich kurzerhand zu überlegen, wo er denn nun schon wieder sein könnte. „Wo ist er?“, fragte ich.
Ich entdeckte ihn in der zweiten Kabine. Auch sie war nur leicht transparent, sodass mein Blick deren Innenleben nur getrübt wahrnahm. Ich erkannte ihn aber. Es war David – er war in der Kabine. Und er war nicht allein. SIE waren zu zweit. Eine Frau mit ihm unter der Dusche. Es schauten nicht viele hin. Wir fanden es aber lustig, weil es David war. Mir fiel ein, dass wir erst fünf bis zehn Minuten da waren und ich überlegte mir, wie David es geschafft hatte, in dieser kurzen Zeit schon zu duschen. Ich weiß die Antwort immernoch nicht.
Es war sein Geburtstag und er hat es verdient. Ich glaube er durfte sie nicht intim berühren. Die beiden in der anderen Kabine taten es – wahrscheinlich fanden sie es toll.

Die Zeit verging und David war auch wieder trocken.
Es gibt Bars in Egeln. Sein Geld kann man dort gegen Getränke eintauschen. Ich kenne einen, der das tat. Sein Name ist Christian.
Es schien ein gutes Tauschgeschäft zu sein, jedenfalls ließ Christian im Laufe der Zeit diesen Eindruck erwecken.
Dieser Tausch hatte allerdings einen Haken. Christian erkannte ihn dann am nächsten Morgen. Man tut nämlich Dinge, die man normaler Weise nicht ohne Weiteres tun würde. Die Fähigkeit, gerade zu laufen, kommt einem abhanden. Der Sprachduktus erleidet empfindliche Einschnitte. Die Hemmschwelle sinkt, wenngleich Christian nicht duschen ging. Man handelt unterbewusster und mitunter kann es vorkommen, dass man Zusammenhänge nicht mehr richtig einschätzen kann bzw. diese verloren gehen. Christians Affinität zur Intelligenz förderte nun dieses Unbewusste.
Es war voll und eng. Christian brauchte Platz. Er sah die Gelegenheit für günstig, sich diesen Platz verbal zu verschaffen. Er legte seine Karten offen auf den Tisch.
„Macht Platz – hier kommt die Intelligenz“, personifizierte sich Christian. Scheue Blicke fielen auf ihn. Intelligenz. Die Menge verfiel ins Grübeln. Ihre Gesichter versteinerten sich und es begann in ihnen zu arbeiten. Intelligenz. „Macht Patz – hier kommt die Intelligenz“, versicherte Christian erneut.
Die Menge wich zur Seite. Der Überlegungsprozess schien sich dem Ende zu neigen. Intelligenz. Was war das nur?
„Scheiß Hauptschüler“, hörte man Christian murmeln – er kam ungeschadet davon. Ein Individuum rebellierte: „Ich habe den Erweiterten!“. Christian war es egal – „Das ist alles eins“, sagte er während er sich weiter seinen Platz verschaffte und auf den Ausgang zu steuerte.
Die Intelligenz brauchte eine Pause. Christian ging hinaus.

Wir fuhren wieder zurück. Es waren zwölf. Das Auto – ein Mercedes Vito – war zum Bersten gefüllt. Es nieselte und die Straßen waren von einer dünnen Wasserschicht umgeben. Der Fahrer fuhr. Intelligenz, dachte ich mir, kannte er sie? War er ihr schon einmal begegnet? Ich schielte zu Christian. Er verhielt sich unauffällig.
Gut so. Denn wir kamen wohlbehalten in Ottersleben an.

Es war dunkel und Davids Geburtstag war schon gestern.

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