Der erste Tag an der Uni
Eine Anekdote zum Sonntag:
Nun kam also der Augenblick, an dem ich mich als Student betiteln durfte. Wahnsinn, nach 13 Jahren Schule nun sowas!
Am Anfang bekam ich wie jeder andere auch diese wunderschöne Informationsmappe unserer Fakultät zugesandt, in der die ersten Termine verzeichnet waren. Meine erste Woche begann irgendwann im Oktober und sie nannte sich fortan „Einführungswoche“. Wir wurden brachialer Weise bereits um 7:30 Uhr eingeführt. Der Dekan der Fakultät hielt eine Ansprache an die Neuen. Ich saß nun im Hörsaal und schaute mich um und entdeckte hier und da das ein oder andere bekannte Gesicht. Das nutzte mir aber wenig, da die bekannten Gesichter zu unbekannt gewesen waren, um bekannt zu sein… Man hatte sich also schon einmal gesehen, aber mehr auch nicht.
Im Anschluss daran – wie sich später herausstellte für Studenten immernoch eine frühe Zeit – fand ein Rundgang über das Campus-Gelände statt, wo die WLOer (Wirtschaftsingenieurwesen und Logistiker) bereits unter sich waren und in vier Gruppen eingeteilt wurden. Ich kannte immernoch keinen Menschen. Aber da in unserer Gruppe nur drei männliche Wesen waren, unterhielt man sich recht angeregt. Schnell stellte ich fest, dass dieser eine von den beiden doch aus Halle kommen müsste. Für einen überzeugten Magdeburger eventuell ein kleines Problem. Doch Statistiken zeigen (nimmt man die der Einwohner heraus), dass Halle immerhin noch „schlechter“ sei, als Magdeburg. Das wissen zwar alle, bloß die paar Hallenser wollen dem keinen Glauben schenken (ich weiß, wovon ich rede, Halle ist wirklich grauselig). Nun freundeten Fabi, Basti (aus der Nähe von Cottbus und von Natur aus daher kein Klassenfeind) und ich uns über alle kulturellen Grenzen hinweg doch irgendwie an…
Im Jahre 1987 beendete mein Vater sein Maschinenbaustudium in Magdeburg. Unter seinen Kollegen war damals auch Hartmut Volkmann aus Auleben (nahe Nordhausen in Thüringen). Auf den in den folgenden Jahren stattfindenden Seminargruppentreffen lernten sich also auch irgendwie die Kinder an. Da ich schon so weit aushole, dürfte nun klar sein, dass sowohl Christian als auch ich wir es für sehr unwahrscheinlich hielten, nun nach 20 Jahren ebenfalls im selben Studiengang zu sein und so gingen wir einfach aneinander vorbei als wir uns das erste Mal sahen – lernten uns im Folgenden aber auch besser kennen.
Zu guter Letzt noch ein nettes Fettnäpfchen. Christian wollte auch neue Bekanntschaften knüpfen und so kam es, dass er am ersten Tag vor einem Jungen mit blondem Haar stand. „Ja und was studierst du so?“, „Woher kommst du?“ und so weiter waren die damals gängigen Fragen. „Und wie heißt du?“, fragte der blonde Junge. „Christian“, antwortete Christian, „und du?“ – „Horst“. Ah, na klar, der war gut, dachte sich Christian und lachte kurz. „Haha, sag mal wirklich“, meinte Christian. Horsts Miene verfinsterte sich und das Gespräch konnte als beendet angesehen werden.