Eine Beschreibung…
Heute suche ich einen Knoten. Einen Knoten, um etwas zu verknoten. Das scheint logisch und Knoten scheinen einfach. Aber genau der Umstand (ich einen Knoten suchend) veranlasste mich dazu, eine Beschreibung darüber abzugeben, wie während unseres Aufenthaltes in Chuzhir am Baikalsee ein WC-Besuch aussah.
Um nicht gleich mit der Scheiße ins Haus zu fallen, wie man immer so sagt, hole ich etwas weiter aus. Es ist schließlich nicht so, dass ich unbedingt darüber schreiben würde, wie ich zu Hause das WC besuche. Die Situation in Chuzhir erforderte besondere Maßnahmen.
Wie alles begann: In Chuzhir, einer Stadt (wenn man dieses Nest mit rund 2.000 Einwohnern denn so nennen möchte) auf Ol’chon im Baikalsee gelegen hatten wir eine Unterkunft bei Gala mit Vollpension. Es ist schon zu erkennen, worauf ich hinaus will: Auf die drei Mahlzeiten pro Tag, die uns überhaupt erst dazu verleiteten, das Örtchen aufzusuchen. Auch das letzte Wort des vorigen Satzes kann als Stichwort angesehen werden. Im Dunkeln konnte man das Örtchen in der Tat suchen.
Wir schliefen in einem Holzhaus mit nur einem Raum. Vor Westufer der Insel wehte über das Altai-Gebirge nachts wie tags ein ständiger Wind, der sich entschied, durch die kleinen Ritzen zwischen den Holzplatten kurz in unser Zimmer zu schauen und auf der anderen Seite durch ebensolche Ritzen wieder zu verschwinden. Die Toilette befand sich in einer Entfernung von ca. 50 Metern zu unserem Holzzimmer und war aus jenem Material.
Strom gab es auf jenem Grundstück nicht. Ebenso blieb uns der Genuss von fließendem Wasser erspart (und ebenso warmem Wasser). Was es auch nicht gab war Isoliermaterial, weder für den Wind noch für akkustische Geräusche, die aus dem Innern der kleinen Kabine kamen. Wer also ein besonderes Interesse an den Geräuschen hatte, hätte sich ohne Weiteres neben der Toilette bequem machen können und bei einer Tasse Tee (es gab einen Gaskocher) und einer Scheibe Brot den jeweils Anderen beim Intonieren eines Scheiß-Konzertes anhören können. Es tat meines Wissens nach aber keiner.
Auf öffentlichen Toiletten gibt es oftmals einen Haken an der Tür. Sei es in einer Bar, an der Universität, an Bahnhöfen und Flughäfen oder wo auch immer. Überall bevorzugen es Menschen, dort ihre Sachen anzuhängen, um nicht kacken zu müssen, während sie eine Jacke trugen. Dieser Haken war in Chuzhir überflüssig. Aufgrund des Windes, der ebenso wie durch unser Zimmer auch durch die kleine Kabine zog, war es gar eine Wonne mit Jacke zu kacken. Es war ziemlich kalt. Die Toilette an sich war aber sauber. Sie hatte fast den westlichen Standard – man konnte sich also hinsetzen – jedoch fehlten Klodeckel und -brille. Nun stand man also vor dieser weißen Schüssel, der Wind pfiff durch die Ritzen und man wollte sich seiner Jacke nicht entledigen. Hinzu kam dann noch dieser Gedanke, sich jetzt gleich auf diesen kalten Rand zu setzen. Ein Traum. Zumal es einem dieser Wind zusätzlich erschwerte, den Rand des Beckens sorgfältig mit frischen Klopapier auszulegen – es flog einfach immer weg.
Nun ist das Geschäft erledigt, aber wie es zum Beispiel bei Verbrechern auch üblich ist, will man natürlich keine Spuren hinterlassen. Ja, natürlich, wie einfach doch alles ist. Einfach abziehen und schwups, weg is’es. Dazu musste man aber nur noch schnell den Spülkasten mit Wasser füllen. In der Kabine stand stets eine Tonne Wasser bereit. Nun war also alles erledigt. Eine Sache sollte jedoch noch eine Erwähnung in dieser Beschreibung finden.
Neben dem weißen Keramikbehälter stand ein kleiner gelber Korb, der mit Altpapier gefüllt war. Bei genauerem Hinsehen wurde mir klar, dass dieses Papier etwas zerknüllt war und nach dem Ausbreiten etwa neun Zentimeter breit und 13 Zentimeter lang war. Es roch darüber hinaus etwas merkwürdig und wies oftmals braune oder schwarze Flecken auf. Als ich noch genauer hinsah, fand ich Speiserest vom letzten Abend wieder. In Windeseile wurde mir klar, dass es sich bei dem gelben Korb um einen Abfallbehälter für gebrauchtes Klopapier handelte. Jeden Tag wurde er auf wundersame Weise geleert. (Aus reiner Gewohnheit und aus einem Grund, den ich als Nächstes schildern werde, warf ich meinen Papierabfall stets in die Toilette.)
Es wurde zum Ritual, dass Galas Tochter Mascha oder ihr Sohn Dima mittags ein kleines Feuerchen machten. Anfangs dachte ich mir stets, oh wie gemütlich, sie machen uns schon einmal ein Feuerchen an (wir ließen in Chuzhir jeden Abend am Feuer mit zwei Wodkaflaschen und sehr interessanten Gesprächen ausklingen). Am zweiten Tag entdeckte ich bei ihrem Ritual den gelben Korb.
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