Der Maulwurf (und Alexej) im Abteil
Vor mehr als einer Stunde sind wir in Jekaterinburg verabschiedet wurden. Es war spät. Im Hintergrund das dumpfe Rauschen des Zuges, der über die Gleise fährt. In regelmäßigen Abstanden – klack – klack. Klack – klack. Draußen war es so schwarz, dass wir nur unsere verschwommenen Figuren im Fenster sehen konnten. Um etwas frische Luft in unser Abteil zu lassen, haben wir die Tür auf gemacht. Im Gang waren keine Leute mehr. Die meisten schliefen bereits. Doch dann ein Poltern aus Richtung des Speisewagens. Maulwurf ging an unserem Abteil vorbei. Wir gaben ihm den Namen ob seiner offensichtlichen Augenleiden, da wir uns vorstellten, dass seine Augen ohne Brille etwa denen von eben jenen kleinen wühlenden Erdtieren haben müssten. Auch Alexej sind wir bereits einige Minuten zuvor begegnet, als er mit Fischen in beiden Händen um unsere Rucksäcke steuerte, die noch im Gang standen. Er musterte uns neugierig und freute sich, als er von den Rucksäcken auf seine Hände blickte und den Fisch entdeckte. Hinter dem Maulwurf und Alexej kamen noch eine Fahne Wodka und Zigarettenrauch. Und Fisch. Einige Sekunden später stand Alexej wieder im Flur. Der Fisch fehlte aber nun galt uns fast seine komplette Aufmerksamkeit. Mit dem kleinen anderen Rest seiner Sinne versuchte er nicht umzufallen. Er hörte uns. Er erkannte die Laute, wusste, dass wir Deutsch sprachen. Alexej streckte sich. Er holte tief Luft und fing an zu singen: „Deutsche Soldaten fallen an der Wolga.“ Der Maulwurf beobachtete ihn durch seine dicken Brillengläser. Wir ließen alles stehen und liegen. Wir schauten uns an und fragten uns noch einmal sicherheitshalber, ob er gerade etwas von deutschen Soldaten, von Wolga und vom Fallen gesungen hat. Wir einigten uns darauf, dass er es nicht sang, sondern krächzte, aber dass wir den Text durchaus verstanden haben. Alexej atmete tief durch. Ihm schien unsere Verwunderung entgangen zu sein, denn er sang den Text noch einmal. Der Maulwurf musterte nach wie vor alles ganz genau. Seine Augen wirkten übernatürlich groß und seine Jogginghose hing schlabberig an seinen Beinen herunter. Alexej fuchtelte mit seinen Händen herum und krächzte fröhlich weiter. Er wedelte dabei Fisch-, Zigaretten- und Alkoholduft zu uns herüber. Unter seinen Fingernägeln sammelte sich im Laufe der Zeit eine schwarze Substanz. Er grinste uns an und wollte uns wahrscheinlich mit seinem Blick fragen, wie uns seine Aufführung denn gefallen habe.
Ich weiß gar nicht mehr genau, was wir mit ihm erzählten. Doch als wir nach nur wenigen Minuten genug hatten, zogen wir uns in unser Abteil zurück und schlossen die Tür. Als wir dann dachten, dass die Luft wieder rein wäre, öffneten wir die Tür unseres Abteils.
Das folgende Video zeigt Alexej und Maulwurf (stets im Hintergrund), als sie aus dem Speisewagen zurückkehrten und in ihr Abteil wollten.
Kai versuchte dann stets, die Konversation aufrecht zu erhalten. Marko fühlte sich hingegen leicht genervt und äußert diese Ansicht des öfteren während des Drehs. Pauli war für die Kameraführung verantwortlich. Ich hingegen lag zitternd auf meinem Bett und gab nur sehr wenige Kommentare von mir, da ich stets bemüht war, vor Lachen nicht laut los zu schreien.
Noch ein Hinweis: Da die Tonqualität sehr schlecht ist, empfehle ich, die Boxen sehr weit aufzudrehen, um in den vollen Genuss des Tonumfangs zu gelangen.
Kai
das video ist so herrlich, jedoch sang er andere lieder
1. „bunte blätter fallen, erst grüne, dann gelbe, dann rote“
2. „deutsche soldaten trinken schnapps und singen wolga, wolga“
Konstantin
Ach ja, so war das. Man nehme 1. und 2. und vermische es zu 3.