Russland (St. Petersburg)
Russlandreise vom 19.04.2006 ? 26.04.2006 oder wenn man will auch schon ab dem 18.04.
0. Tag 18.04.
An dem wir losfuhren und gleichzeitig auch wieder angekommen sind.
Gott begann mit seiner Schöpfung am ersten Tag. Ich hingegen schon mit dem 0. Tag der Aufzeichnung meiner Memoiren. Denn es gibt einen triftigen Grund, mit dem nullten Tag zu beginnen.
Der nullte Tag ist somit der Tag, an welchem wir losfuhren und gleichzeitig auch wieder angekommen sind. Abfahrt war gegen sieben Uhr Florian-Geyer-Straße 18, unseren Scheitelpunkt erreichten wir in Ziesar und kehrten von dort wieder nach Hause zurück: Wir haben unseren Flug verpasst, weil auf der A2 eine Vollsperrung war und diese uns auf gemeinste Art und Weise an der freien Durchfahrt nach Berlin-Tegel hinderte. Das Ergebnis war, dass wir uns vor Schreck erst einmal ein Brötchen bei Bäcker Otto holten. Da nun der restliche Tagesablauf mit der Russlandreise nur minderwertig zu tun hatte, sehe ich an dieser Stelle davon ab, weiter von meinen täglichen Gewohnheiten zu berichten.
{page} 1. Tag 19.04.
An dem wir losfuhren und gleichzeitig auch angekommen sind, sich aber schnell drei Fragen stellten.
Der erste Tag begann wie der vorige ? mit dem Unterschied, dass wir Tegel problemlos erreichten und diesmal auch unseren Flug schafften. Beim Check-In verlangten wir die Reihe 12. Sollte in naher Zukunft jemand der Leser mit flydba nach Moskau reisen, sollte er ebenfalls die 12. Reihe verlangen, da hier das Wunder der Beinfreiheit in Flugzeugen herrscht. Grund dafür ist der Notausgang. Die weiteren Vorteile der Reihe 12 liegen somit bei etwaigen Katastrophen auf der Hand…
Nachdem wir losfuhren und dann in Moskau angekommen waren, stellten sich mir auch schnell drei Fragen.
Erstens: Warum müssen russische Autos immer eine so verdammt laute Alarmanlage haben, die sich auch einschaltet, wenn man das Auto lediglich öffnet oder abschließt.
Zweitens: Warum haben russische LKWs ihr Kennzeichen noch einmal in Großbuchstaben an ihrem Heck stehen?
Drittens: Warum reißen russische Einzelhandelsfachkräfte den Bon immer an?
Ich versuche dem Leser im Laufe dieses Berichtes diese drei elementaren Fragen zu beantworten, denn wozu bin ich schließlich nach Russland gefahren?
Vom Flughafen holte uns Rais (sprich: Ra-Is) ab, ein Taxifahrer in den 30ern. Er war es auch, der den Koffer in den Kofferraum hievte. Rais hatte schwarze Haare, war nicht der Größte und eher schmächtig; zur Bedienung des Taxis sollten sich seine körperlichen Nachteile aber nicht nachteilig auswirken.
Da der Tag in der Tat schon sehr anstrengend war (im Auto und Flugzeug herumsitzen) befiel mich noch in Moskau eine kleine Müdigkeitsattacke. Ich bekam nur noch wenig davon mit, dass in der Gegenrichtung trotz der fünf Spuren mal wieder Stau war und auch, dass am Straßenrand wieder das ein oder andere Feuerchen brannte (was nicht alles so verheizt wird; Autoreifen qualmen besonders gut), tangierte mich nicht sonderlich. Ich schlief schlichtweg ein. Ich träumte davon, dass es nochmals vier Stunden dauern würde, bis wir Yaroslavl erreichen würden.
Nach einer Stunde wurde ich dann aber schon wach. Durch die ungünstige Straßenbeschaffenheit klatschte mein Kopf ständig gegen das Fenster. Und wer schon einmal diese monotone Erfahrung (buff-buff-buff) gemacht hat, weiß, dass das ziemlich unangenehm ist und es sich mit Kissen und schöner Matratze wesentlich besser schlafen lässt. Die nächsten drei Stunden beobachtete ich also den Verkehr auf der einzigen Straße zwischen Moskau und Yaroslavl. Es war zwar nicht ganz so aufregend wie ein Freundschaftsspiel im Schachsport, aber wenigstens wurde mir nicht langweilig. Bei den waghalsigen Überholmanövern drückte ich jedenfalls immer dem LKW-Fahrer die Daumen, dass er den schnellen Passat vielleicht doch mal einen mitgeben würde. Die Fahrt verlief aber ruhig und wir erreichten unser Ziel dann doch noch irgendwann.
Vaters Wohnung befindet sich ein wenig abseits der Straße, sodass man erst über einen kleinen Hinterhof zum Eingang gelangt. Die Beschreibung des Hofes überlasse ich aber meinen grandiosen fotografischen Fähigkeiten.
Nachdem wir die Eingangstür zum Haus passiert hatten, sah ich erst einmal gar nichts mehr. Es war nämlich dunkel. Es gibt zwar einen Lichtschalter, über dessen Funktion lässt sich jedoch streiten. Der Flur war dann ganz in Ordnung, es stank nicht und wenn man wusste, an welchen Stellen die Fliesen ausgebrochen waren, war auch die Stolpergefahr eher gering.
Die Wohnung machte dann aber schon einen guten Eindruck auf mich. Vater meinte, sein Schlafzimmer wäre früher eine Sauna gewesen. Dieses Indiz und jenes, dass unter einem Tisch ein Lichtschalter mit Dimmer ist, ließ Vater schlussfolgern, dass er in einem ehemaligen Etablisment untergebracht ist…
Der Rest des Tages verlief eher unspektakulär: wir waren essen und dann schlafen.
{page} 2. Tag 20.04.
An dem ich mir die erste Frage noch einmal stellte und wir schon wieder losfuhren.
Die Wohnung, in der Vater haust, ist in der Wintersaison sehr stark beheizt. Da ich im Wohnzimmer schlief, war dies also der heißeste Ort. Versuche, die Heizung niedriger zu drehen, werden mit heftigen Protesten der anderen Mieter quittiert, da es sich hier um eine Zentralheizung handelt und alle, die hinter der ausgedrehten Heizung wohnen, kein warmes Wasser mehr kriegen.
Ich öffnete also am Abend sämtliche Fenster und begann so meinen Tag schon um fünf Uhr morgens aus genau zwei Gründen: Ich stellte mir die erste Frage und ein Zwitschervogel nervte mich unglaublich mit seiner Auffassung vom Singen.
Nachdem die Fenster geschlossen waren, wachte ich erst um 11:15 wieder auf und bereitete mich mental auf die Reise nach St. Petersburg vor (Fernsehgucken und Lesen).
Als vier Stunden später Vater von der Arbeit kam, pilgerten wir noch einmal durch Yaroslavl und Vater zeigte mir jenen legendären Ort, an dem er zehn Tage zuvor spektakulär überfallen wurde.
Ich erfuhr weiterhin die Antwort auf die dritte Frage. Kauft mit irgendwo in Russland eine Dienstleistung, eine Ware oder ein Bier, so bekommt man meist einen Kassenzettel ausgehändigt, welcher prompt von der Kassiererin angerissen wird.
Die Ursache dafür ist wie so oft in der Vergangenheit zu finden. In Lebensmittelläden (produkti) war es üblich seine Ware an einer Theke zu bestellen. Man bekam sie aber nicht sogleich ausgehändigt, sondern vielmehr einen Zettel, auf dem die gekauften Gegenstände ordentlich aufgelistet waren. Mit diesem Dokument ging man dann zur Kasse, an der eine ausgebildete Buchhalterin (bzw. Kassiererin) saß und die Rubletten entgegennahm. Jetzt erst bekam man den Bon, mit welchem man dann wieder zur Theke zurückging. Dort erhielt man seine Waren und die Frau hinter der Theke riss den Kassenzettel an. Die Wanderung zwischen Kasse und Theke hat sich heute weitestgehend aufgelöst ? übrig geblieben ist nur das Rudiment des Reißens.
Eine weitere Beobachtung, die ich an jenem Tage machte, waren die Trinkgewohnheiten der Einheimischen. Obwohl bisweilen in anderen Weltmächten der Verzehr alkoholischer Getränke in der Öffentlichkeit strikt untersagt ist, gibt es auch andere Länder mit dementsprechend anderen Sitten. Hierzulande ist es daher üblich, neben seiner Freundin an der rechten Hand, eine Bierflasche in der linken Hand spazieren zu führen. Dieses Phänomen ist jedoch keineswegs auf Männer beschränkt. Auch Frauen frönen dem Konsum des Gerstensaftes auf offener Straße. Ein guter Vergleich bietet sich hier mit unserer Kultur an. Sobald bei uns die ersten warmen Sonnenstrahlen durch die noch kahlen Baumkronen funkeln, trifft man allerorts Deutsche mit leckeren Eistüten. Die Russen bevorzugen nach dem kalten Winter jedoch ein schönes Kühles open-air. Dies soll nicht heißen, dass während der kalten Jahreszeit kein Alkohol konsumiert wird…
Am Abend wurden wir zum Bahnhof gebracht, wo schon der Zug auf uns wartete.
Nun sitze ich hier im Zug und schwanke gleichmäßig mit den Bewegungen der Gleise. Die Geräusche der Räder auf den Schienen, die Sinfonie der Eisenbahn. Ich betrachte mein Spiegelbild in der dunklen Scheibe ? dahinter die ewige russische Ferne, welche nur zu erahnen ist. Es ist 23:30. Seit einer Stunde sitzen wir in der Bahn. Um acht Uhr gibt es Frühstück. Um elf Uhr erreichen wir St. Petersburg.
{page} 3. Tag 21.04.
An dem wir nette Leute trafen, mein Vater sich der Vergänglichkeit der Moderne bewusst wurde und wohl sogar Lenin Geburtstag hatte.
Unser Abteil war ausgezeichnet ausgestattet. Es hatte einen Fernseher, ausreichend Licht und war sauber. Auch die Betten waren schon bezogen und ein kleines Lunchpaket stand auf dem Tisch bereit, dennoch hat ein Hamster in seinem Häuschen mehr Platz.
Die concierge ? oder dezhurnaya wie die ?Zugfrau? hier genannt wird ? versorgte uns gegen neun Uhr morgens mit Gemüse, warmen Kartoffeln, einem kleinen Stück Fleisch und Brötchen. Es schmecke überhaupt nicht, aber immerhin gab es etwas zu essen. Die Frau war sehr freundlich!
Der Zug erreichte den moskovski voksal pünktlich und wir fuhren mit der metro zu unserem Hotel pribaltiyskaya. Die Metro-Station und das Hotel trennen ca. zwei Kilometer, die wir mit dem Bus zurücklegten. Erst fragten wir einen älteren Herrn, wo es zum Hotel gehe und er wies uns den Weg, sah dann aber plötzlich den Bus und schob uns regelrecht in diesen hinein. Im Bus fragten wir, ob dieser zum Hotel fahre, was uns bejaht wurde. Als wir das Hotel erreichten, sagten uns der Fahrer, die Kartenfrau und ein paar Passagiere, dass wir unser Ziel erreicht hätten. Im Laufe des Tages wies ein Jugendlicher sogar meinen Vater noch darauf hin, dass seine Schnürsenkel offen waren. Nicht vorzustellen, was hätte passieren können, wenn jemand auf den sehr vollen Straßen auf Vaters Schnürsenkel getreten wäre. Peinlich, peinlich…
Das pribaltiyskaya war vor 20 Jahren eines der Hotels, die ein DDR-Bürger in St. Petersburg als ?upper-class? bezeichnet hätte. Mein Vater war DDR-Bürger und war in diesem Hotel und fand es modern. Als wir davor standen wurde meinem Vater die Vergänglichkeit der Moderne bewusst und dass es jetzt weniger erstrebenswert sei, unbedingt hier nächtigen zu müssen. Damit kein falscher Eindruck entsteht, das Hotel ? ca. 1200 Betten ? ist immer noch ein gutes Hotel mit einem guten Komfort; nur ist es eben aufgrund der Größe keineswegs erstrebenswert dort zu nächtigen. Die Zimmer waren simpel eingerichtet aber die weißen Frottee-Handtücher waren grausam; sie waren mit jener komischen Sorte Waschpulver gewaschen, die die Handtücher zum ?Knirschen? bringt. Wer weiß wovon ich rede, kann sicherlich mitfühlen, wie grausam das Abtrocknen war; wer nicht bescheid weiß, kann hingegen froh sein.
Nach einer Dusche gingen wir zum Nevsky prospekt, der hiesigen Hauptstraße, auf der natürlich kapitalistische Kommerzeinrichtungen á la McDonalds, Hugo Boss, Mango und Fujifilm nicht fehlen durften. Wir schlenderten an dieser und jener Sehenswürdigkeit mal so eben vorbei und dachten uns, dass das eine schöne Statue oder ein großes Gebäude sei. Auf dem Dvortsovaya ploshchad (dem Platz vor der Ermitage) gab es jede Menge Soldaten. Wir fragten uns, warum denn so viele von jenen da so einfach herumliefen. Als guter DDR-Bürger meinte mein Vater, dass Lenin Geburtstag haben und dass das der Grund gewesen sein könnte, warum hier 1000 russische Armisten ihr Unwesen trieben. Ordentlich in Reihe und Glied sorgten sie dafür, dass der durchaus große Platz vom gemeinen Volk verschont blieb.
Als kleines Schmankerl des Tages darf nicht unerwähnt bleiben, dass ein Russe afrikanischer Abstammung in einem traditionellen Gewand versuchte, Besucher in ein Schokoladenmuseum zu lotsen. Ein Deutscher, der immer sofort an seine unehrwürdige Geschichte erinnert wird, darf hier ruhig einmal schmunzeln.
Weiterhin war ich positiv überrascht, dass es in St. Petersburg ein Goethe-Denkmal gibt ? neben einer Lutherschen Kirche direkt am Nevsky prospekt.
Für morgen habe ich beschlossen einen Notizblock mit auf die Piste zu nehmen. Aber ich habe mir auch vorgenommen für meine Mathe-Nachprüfung zu lernen…
{page} 4. Tag 22.04.
An den wir im Bernsteinzimmer standen, aber um dorthin zu gelangen vorher noch mit dem Vorortzug gefahren sind, in dem viele Händler verschiedenste Sachen angeboten haben und es im Allgemeinen ein sehr erlebnisintensiver Tag war, von dem ich hoffe möglichst wenig beim Beschreiben vergessen zu haben.
Der Tag begann wie ein Tag beginnen sollte: Mit dem Frühstück. Da wir in einem 4-Sterne Hotel nächtigten, kam es mir merkwürdig vor, als auf einmal ein Russe vor mir stand. Das ist eigentlich weniger verwunderlich, zumal wir ins auch in Russland aufhielten; aber dieser Russe unterschied sich ein wenig von der typischen Gesellschaft eines 4-Sterne Hotels. Was ihn zu einem lustigen Russen machte, war die Tatsache, dass er zum Frühstück in einer lockeren Jogging-Hose und Pantoffeln erschien. Mein Vater klärte mich auf, dass dies eine russische Sitte sei und dass er so was öfter erlebe.
Als ich mir ganz gemütlich meine heiße Schokolade herunterspülte sah ich weitere Russen. Dies war wiederum daran zu erkennen, dass sie sich schon zum Frühstück statt Apfel- einen Gerstensaft gönnten.
Es gab noch eine Sachen, die merkwürdig war. Der gestrige Tag war in der Tat sehr verregnet und wir quittierten es mit Freuden, dass heute draußen die Sonne schien. Jedoch fragten wir uns, warum die Straße nur so nass war. Es war nur die Hauptstraße, welche von einer wässrigen Schicht bedeckt war. Wir guckten zum Himmel ? strahlend blau. Wir guckten zur Straße und sahen einen LKW, der nichts weiter tat, die komplette Straße zu benässen. Aha!
Danach fuhren wir mit der metro zur pushkinskaya. Das besondere an metros russischer Bauweise ist die Tiefe, in der sich die Züge befinden. Eine Messung ergab, dass wir uns 2 Minuten und 53 Sekunden auf der Rolltreppe abwärts aufhielten. Vor Langeweile weiß man nicht, was man tun soll und schaut sich mal so die Leute an, die einem dabei entgegenkommen. Das kann lustig sein. Man sieht sitzende Leute, gehende Leute, rennende Leute; Leute, die einen angucken, die weggucken, die Musik hören. Leute mit grauen Haaren, mit Mützen, langen oder kurzen Haaren. Es gibt Leute mit Bart und ohne, mit Jacken, Pullis, Schals, Jeans, Faltenhosen und mit Koffer. Viele Leute haben andere Leute an der Hand und knutschen, andere sind alt und knutschen nicht mehr. Leute, die verträumt herumgucken oder sich konzentriert die Werbung durchlesen; andere lesen Zeitung, Bücher, Magazine. Manche tragen eine Gitarre auf dem Rücken, andere einen Rucksack und wieder andere ihr Kind. Die Vielfalt derer, die man in der Metro zu Gesicht bekommt ist grenzenlos. Einen alten Mann habe ich zum Beispiel gar nicht erst zu Gesicht bekommen, weil sein Anlitz mit einem grauen, langen, filzigen Bart verwuchert war.
In der metro dann stand ich vor einem Sitzplatz, auf dem sich ein junger Mann ein Bier genehmigte. Als es alle war, zerknautschte er die Dose, dabei lief Bier auf seine Hose. Er guckte sich verlegen um und ich grinste ihn an. Er stand auf und stieß dann auch noch mit dem Kopf gegen die Stange zum Festhalten. Der Geruch nach Bier auf der Hose folgte ihm, als er herausging.
Nachdem es mein Vater mit mehr oder minder großem Aufwand schaffte, ein Ticket nach Puschkin zu ordern, der Stadt, in der mit dem Yekaterinensky dvorets (Katharinenpalast) auch das Bernsteinzimmer ist, stiegen wir in den Vorortzug.
Wir fuhren zwar hin und zurück, aber ich fasse die Fahrt als Ganzes auf und berichte im Folgenden lediglich von der Fahrt mit dem Vorortzug, ohne Acht auf die Richtung zu geben ? das spielt nämlich keine Rolle.
Wer hätte gedacht, dass eine Fahrt mit dem Vorortzug ein Touristenhighlight sein könnte? Es ist auf jeden Fall zu empfehlen, da man hier wohl der einzige Tourist ist und von Russen umgeben ist, die hier in freier Wildbahn ihrer Alltäglichkeit frönen. Es darf jedoch nicht unerwähnt bleiben, dass das Kaufen der Karten für Leute, deren Russischkenntnisse gegen Null streben ein genauso großes Abenteuer wie die Fahrt mit dem Vorortzug selbst sein dürfte…
Als der Zug losfuhr, begann das Showprogramm. Zuerst spielte ein junger Kerl fröhlich mit seiner Gitarre und sang dazu kräftig und mit lauter Stimme ein russisches Lied. Fast jeder im Wagon spendierte ihm ein paar Rubel für den Auftritt. Er hatte den Wagen noch nicht einmal verlassen, da erhob sich ein weiterer Mann und wollte seine Brillen an den Mann bringen. Als er den Wagon verließ, dauerte es nicht lange, bis ein Dritter seine Waren anbot. Aus seiner Tasche zauberte er einen Schraubenzieher. Danach ein Kartenspiel und ein Paar Handschuhe. Schließlich holte er noch Socken raus und Reinigungsmittel. Zuletzt versuchte er die Reisenden mit Deo-Spray zu beeindrucken. Er gab sich soviel Mühe seine Ware anzupreisen und war ganz enttäuscht als keiner im Abteil den Anschein von Interesse erweckte. Mit trauriger Miene und ohne Verdienst zog er weiter.
Als ich durch den Zug blickte, sah ich Gesichter, die schliefen oder lasen oder lächelten. Aus einigen funkelten die Goldzähne, bei anderen gab es nichts, was hätte funkeln können. Neben mir naschte ein Junge die ganze Zeit Knabberzeug. Gegenüber saß eine Frau mit Kind auf dem Schoß und einer Disney-Zeitschrift. Das Kind zählte fleißig die Dalmatiner, die auf einem Bild zu sehen waren.
Schräg zu mir saß ein Mann. Aus seiner linken Jackentasche hingen Handschuhe und aus seiner rechten eine Flasche Bier. Der Mann, das stand jedenfalls fest, hatte absolut einen über den Durst getrunken. Er hob die Bierflasche und tat einen weiteren kräftigen Zug. Er merkte es schon gar nicht mehr, dass das Bier aus seinem Mundwinkel herunter floss und ihm von da aus auf die ausgewaschene Lederjacke tropfte. Als er dann einen Fahrschein kaufen musste, suchte er verzweifelt und sehr langsam nach seiner Brieftasche, in welcher er dann genauso verzweifelt einen Zehn-Rubel-Schein suchte. Dann gab er sich größte Mühe die Brieftasche wieder in die Innenseite der Jacke zu bugsieren. Er vergaß, auf welcher Seite die Innentasche war und tastete erst einmal die rechte Jackenseite ab. Nachdem er dann irgendwie festgestellt hat, dass es noch eine linke Seite geben musste, schob er sie dann schließlich doch noch hinein. Danach wollte er den Reißverschluss der Jacke zumachen. Seine Augen waren geschlossen, was sich als schlechte Idee herausstellen sollte, denn wie konnte er nun erkennen, wo der Reißverschluss war? Er tastete auf Brusthöhe nach dem Reißverschluss und fand ihn nicht. Das schien ihm dann jetzt alles ein wenig zu stressig zu werden und er machte eine kleine Pause. Nach etwa drei Minuten startete er einen neuen Versuch, die Jacke zu schließen und suchte diesmal auf der Höhe des Bauches und freute sich sichtlich, als er auf den Reißverschluss stieß. Behutsam zog er ihn dann bis zum Kinn hoch. Jedoch sollten sich die Dinge wieder zum Schlechten wenden als er wehmütig feststellte, dass sein Bier alle war. Kurz danach stieg er aus. Zurück blieb nur seine Fahne.
Während dessen kam ein weiterer Verkäufer durch das Abteil und pries seine Schirme an. Ich verstand nicht, was er erzählte; aber da er seine Schirme vier Minuten lang vorstellte, müssen es wirklich gute Schirme gewesen sein mit vielen Extrafunktionen. Einer Frau gefiel der Schirm und lies ihn sich vorführen. Man konnte ihn auf- und zuspannen. Wahrscheinlich perlt sogar Wasser an ihm ab. Die Frau schaute sich die verschiedenen Farben an und entschied sich dann zur Freude des Schirmverkäufers auch, einen zu kaufen.
Als nächstes kam eine Frau herein, die irgendwelche Güter aus dem Baltikum verkaufen wollte, ihr folgte einer, der gebrannte DVDs verhökerte.
Als ich in Gedanken versunken aus dem Fenster starrte, furzte auf einmal etwas sehr laut. Neugierig sah ich mich um und sah einen Häbndler, der seine Ware vorführte: Es waren fliegende Luftballons. Er blies einen länglichen Luftballon auf und lies ihn quer durch das etwa 20 Meter lange Abteil fliegen. Die Gäste machten dem Luftballon platz, sodass er nicht an ihren Köpfen landete. Einige waren sichtlich amüsiert und andere fanden es weniger originell. Es gab aber tatsächlich einige Fahrgäste, die diese Erfindung bereitwillig in das Sortiment ihres Besitzes aufnahmen.
Als wir dann in Puschkin ankamen, brachte uns Taxifahrer Valerie zum Palast. Er erzählte uns, dass er ein ehemaliger Marineoffizier gewesen sei. Er konnte ein bisschen Englisch und so mischten sich ständig englische Brocken in seinen Redefluss. Seine Stimme klang, als ob er sich ausschließlich von Zigaretten und Wodka ernähren würde.
Der Palast war in der Tat sehr prunkvoll und ist daher auch sehr empfehlenswert. Fährt man jedoch nicht mit der Vorortbahn, verpasst man aber ein Stück russischer Kultur.
Wir erfreuten uns dann, dass wir den Zweck unserer Reise erfüllt hatten; wir wollten das Bernsteinzimmer sehen. Als kleinen Bonus sahen wir einen weiteren berühmten stählernen Deutschen: Ernst Thälmann stand stramm in einem Park in Puschkin und schaute mit geballter Faust auf die Fußgänger herab.
Den Rest des Tages schlenderten wir durch Petersburg (z.B. zum Smolny monastyr).
Gegen Abend sahen wir immer mehr individuelle Künstler auf den Straßen. Es gab einen Mädchenchor, bestehend aus vier jungen Damen, die sich wohl einen Spaß daraus machten, schlecht zu singen. Weiterhin gab es mehrere Musiker, die dann doch qualitativ besser waren. Zwei Leute tanzten auch miteinander. Auf den Bänken saßen zahlreiche Menschen mit ihrem Bierchen und schauten dem Treiben auf dem Nevsky prospekt zu.
Meine letzte erwähnenswerte Amtshandlung war für heute, dass ich Leipi anrief und mit breitem Grinsen fragte, was er denn gerade tue (Anm. d. Red.: Leipi schrieb am darauf folgenden Montag sein Deutsch-Abitur) und ihm sagte, dass wir das Bernsteinzimmer besichtigt hatten.
{page} 5. Tag 23.04.
An dem wir Sonnenanbeter sahen und uns kurzfristig entschlossen, die Ermitage zu besichtigen.
Nach dem heutigen Tag sollten uns die Füße richtig wehtun. Wir liefen quer durch St. Petersburg und genossen den Ostersonntag. Wir begannen unsere Exkursion in der Peter-Paul-Festung, in der auch sämtliche Zaren begraben liegen.
Auffallend war die starke Präsens von Militärs an diesem Sonntagvormittag. Wahrscheinlich waren sie alle ganz artig gewesen und nutzten den Tag für ein paar Spazier- und Kulturgänge.
Hätten wir gewusst, dass um zwölf Uhr die Glocken schlagen, wären wir sicherlich eine halbe Stunde später gekommen, denn genau so lange dauerte die Qual für die Ohren. Ein Glockenspiel schön und gut, aber man darf es nicht übertreiben. Zur Entschädigung bekamen wir Sonnenanbeter zu sehen.
Der Tag war in der Tat sonnig und in der Sonne auch angenehm warm, jedenfalls hatte ich den Eindruck mit meiner Strickjacke und meinem Parker an. Nichtsdestotrotz waren es objektiv betrachtet nicht mehr als 7°C. Allerdings war es auch der Tag, an dem die Sonnenstrahlen erstmals ein bisschen Wärme auf die Neva sendete. Nun also zu den Sonnenanbetern; dies waren etwa zehn Männer und Frauen, die sich am Ufer der Neva sonnten, bekleidet nur mit einer Badehose und teilweise auch mit Socken.
Eine weitere Frau lies sich ebenfalls von der Sonne berieseln, zog ihre Schuhe aus und ging dann spazieren. Überhaupt sahen wir so viele Leute auf der Straße, wie die letzten Tage nicht.
Wir schlenderten weiter zur Aurora und weiteren Plätzen der petersburgischen dostraprenasicd0f bis wir schließlich zur Ermitage gelangten. Das ehemalige Winterpalais der Zaren dient heute als eine riesige Kunstsammlung von einer Größe, dass man schon allein mindestens zwei Tage damit verbringen könnte, sich diese umfangreichen Gemälde, Skulpturen, Teppiche, Stiche usw. anzusehen ? wir hatten 90 Minuten Zeit, bis das Museum schließen sollte.
Viele russische Museen haben Dienstags geschlossen; das wussten wir. Was wir nicht bedachten war, dass auch der letzte Montag im Monat kein Arbeitstag für Museenangestellte ist. Eine Frau ohne Zähne aber dafür mit Englischkenntnissen versuchte sich uns als Guide aufzudrängen. Ich meinte zu Vater, dass sie keine Zähne habe und wir einigten uns, dass sie uns lediglich Tickets besorgen sollte und einen kleinen Obolus dafür erhielt.
Wir rasten in den folgenden 90 Minuten durch sämtliche Kunstepochen und hätten einen Sachverständigen gut gebrauchen können, zum Beispiel jemanden, der eine mündliche Kunstprüfung absolvierte.
?Oh! Stiche von Rembrand, und dann gleich ca. 200 Stück ? schön.? Zwei Minuten später sahen wir uns mit den Arbeiten von Michelangelo konfrontiert und überflogen diese. Weiter in dem Wirrwarr der Räume ging es in die Kunst der Renaissance, des Barock und wie die ganzen Richtungen heißen. Wir hetzten von Raum zu Raum und sahen Bilder von Rubens, Hess, und, und, und. Einige Gemälde waren so groß, dass sie die Grundfläche meiner Wohnung hatten ? andere vielleicht noch größer. Manche waren hingegen so klein, dass sie in ein Überraschungsei gepasst hätten. Die Vielfalt war erdrückend.
Die Ermitage beherbergt auch einen großen Teil deutscher Beutekunst und nur um die 20% der Kunstschätze können tatsächlich ausgestellt werden ? für mehr reicht der Platz nicht. Unvorstellbar, wenn man wie wir durch das Labyrinth an räumen liefen und uns ständig fragten, ob wir hier schon mal gewesen seien. Fakt ist, dass es keinen Zweck hat, die Ermitage zu besuchen, wenn man nicht wenigstens ein bisschen Vorahnung oder Ziele hat, was man sehen möchte, denn für alles wird die Geduld einen Durchschnittbürgers nicht reichen.
Übrigens ist der Eintritt für Studenten frei, also den Schüler- bzw. Studentenausweis nicht vergessen!
Anschließend sind wir noch einmal um die Alexandersäule gegangen, denn es heißt, dass man dann wiederkommen würde an die Stadt an der Ostsee. Es ist daher clever, dass der Alexandersäule direkt vor der Ermitage steht, sodass man nur einmal um die Säule geht und sagt, okay, den Rest guck ich mir nächstes Mal an!
Nach diesem Marathon ließen wir es ruhiger angehen, aßen, tranken etwas und schlenderten nur noch ein bisschen über das Nevsky Prospekt.
{page} 6. Tag 24.04.
An dem wir die Strapazen der letzten Tage bemerkten und uns ein Fußballspiel ansahen.
Für heute hieß es Abfahrt und so verstauten wir unser Gepäck erst auf dem Bahnhof und gingen dann ein letztes Mal über den Nevsky Prospekt. Wir besuchten die Kasan-Kathedrale (in der man sogar anstehen musste, um berühmte Ikonen zu sehen, da hier viele Leute ihre Religion ausüben), dann die Christi-Auferstehungskirche (die so heißt, weil hier mal ein Zar verwundet wurde?) und landeten schließlich in einem Pub, in dem wir ein Fußballspiel ansahen, das AC Milan mit 3:1 gegen Medessa gewann und in dem es drei rote Karten und mindestens 8 weitere Gelbe gab.
Wir saßen etwa zwei Stunden in dieser Kneipe und hatten keine Lust und Kraft mehr, irgendetwas Anstrengendes zu machen. Danach ging es dann zu Fuß die letzten paar, finalen Meter zum Bahnhof.
Hier noch eine kleine Abschweifung. Es gibt einen Witz, den uns unser mexikanischer Reiseleiter einmal erzählt hat und der viel über die Mentalität der beteiligten Kulturen aussagt ? es ist gewissermaßen ein philosophischer Witz. Nun der Witz:
Fährt ein Deutscher mit einem Auto und er hört ein klapperndes Geräusch, so sucht er sich die nächste Werkstatt und lässt es reparieren. Bei einem Russen in selber Situation wird man merken, dass er rechts heranfährt, die Motorhaube öffnet und es schnell repariert und dann weiterfährt. Ein Mexikaner hingegen kennt bei einem Klappern des Autos nur eine Lösung: Er dreht die Musik lauter.
Nachdem der Leser sich von dem herzlichen Lachanfall beruhigt hat, sollte er sich eingestehen, dass dies mehr oder minder der Wahrheit entspricht. Denn auch wir sahen Russen am Basteln (1. Artikel der russischen Verfassung: Fahre ein Auto, das mindestens 100.000 Dollar kostet oder irgendwo klappert, Lackschäden hat, verrostet oder wenigstens vollkommen dreckig ist). Eine Eigenart ist jedoch, dass man zum Basteln nicht zwangsweise rechts heranfahren muss; zwei Tage später sollte ich in Moskau einen Bastler sehen, der auf dem Ring (das entspricht einer Autobahn mit 5 Spuren in jeder Richtung) auf der dritten Spur sein Werkzeug herausholte und es ihn keineswegs tangierte, wie die Zwanzigtonner links und rechts an ihm vorbeisausten.
Auch in St. Petersburg sahen wir einige Vertreter, die ihren Autos die Erste Hilfe verabreichten. Einer machte nur mal die Motorhaube auf, damit der ganze Qualm darunter frei wurde und der Motor nicht erstrickte. Ein anderer ging ähnlich vor und hatte aber noch ein wichtiges Werkzeug dabei, das in einem russischen Auto scheinbar nicht fehlen darf: es war ein Hammer. Mit diesem schlug er nun ganz vorsichtig wie ein Arzt, der Reflexe testet, im Motorraum herum. Ob diese Prozedur zum Erfolg bestimmt war, weiß ich nicht?
Jedenfalls fanden wir uns kurze Zeit später im Zug wieder. Leider kann man die Zugfenster nur im Sommer öffnen und der beginnt in Russland einheitlich am 1. Mai. Der erste Mai ist somit jener Tag, an dem in Zügen die Fenster geöffnet werden können oder die Zentralheizung abgeschaltet wird (trotz dessen, dass es nochmals Frost geben kann).
Im Zugabteil war es also warm und stickig. Der einzige kühle Ort war das WC, auf dem man das Fenster das ganze Jahr öffnen kann, aber es ist weniger gemütlich. In unserem Wagon waren wir die einzigen mit unseren Nachbarn, zwei stereotypen Russen.
Wir waren kaum im Abteil angelangt oder der Zug wollte gerade losfahren, da ging ich am Nachbarabteil vorbei und fand zwei Menschen darin und eine Flasche Vodka auf dem Tisch ? zur Hälfte gefüllt. Diese beiden kamen zeitgleich mit uns in den Zug und machten einen seriösen Eindruck, der sich durch ihre Anzüge und ihr gepflegtes Äußeres bemerkbar machte. Jedoch waren sie in dem Augenblick, in dem der Zug den Bahnhof verließ wie verändert. Nichts deutete mehr auf ihre bürgerliche Herkunft hin. An ihren Füßen hingen karierte Pantoffeln und weiße Tennissocken waren zwischen ihnen und den labbrigen, grauen, ausgewaschenen Jogginghosen zu erkennen. Komplettiert wurde das Outfit durch einen an Geschmacklosigkeit kaum zu übertreffenden Pulli. Kleider machen Leute, oder wie man sagt. Dieser Wandel von einem schnieken Geschäftsmann zu einem muffigen Fahrgast war sehr beeindruckend. Nichtsdestotrotz nicht weniger pragmatisch. Bequemer lässt es sich in diesen kleinen Abteilen nicht leben und auch die prophylaktische Versorgung mit Vodka zum besseren Einschlafen zeigt hier den erfahrenen Reisenden.
{page} 7. Tag 25.04.
An dem nichts passierte, außer dass wir den Zug verließen und mir mein Vater eine kleine Aktualität erzählte.
Die Nacht in dem muffigen Abteil war alles andere als komfortabel. Neben der bereits erwähnten Wärme machten sich auch noch unsere Abteilnachbarn bemerkbar. Die Wände sind der dünn und so vernahm ich ein klares Schnarchen von zwei ausgewachsenen Männern. Hinzu kam ein Weiterer, der seine Schlafgewohnheiten dringenst optimieren sollte, denn auch mein Vater machte Anstalten die Fahrgeräusche des Zuges zu übertreffen.
Wir erreichten abermals pünktlich Yaroslavl um 5:23 und ich verbrachte nahezu den Rest des Tages auf dem Sofa. Jedoch erheiterte mich mein Vater nachmittags noch mit einer kleinen Aktualität, die sich übers Wochenende ereignet hatte. Die Eltern von Ira, Vaters Sekretärin, waren das erste Mal seit mehreren Monaten wieder in ihrer dadsche. Üblicherweise grenzte diese ein Maschendrahtzaun ein. Doch irgendetwas war anders; der Maschendrahtzaun fehlte. Der komplette Zaun, samt Fundamenten, wurde über den Winter geklaut.
{page} 8. Tag
An dem ich nach Moskau fuhr, aber nur, um von dort aus nach Hause zu gelangen
Um neun Uhr war Abfahrt und um 13 Uhr erreichten wir den Flughafen. Ich hatte Glück, dass wir nicht zu lange im Moskauer Ring festsaßen ? denn zwei Tage später sollte dieser meinem Vater bei seiner Rückreise zum Verhängnis werden; wegen eines Staus (er schaffte zehn Kilometer in zwei Stunden) verpasste er seinen Flieger.
Auf dem Flughafen passierte nichts Außergewöhnliches. Lediglich war es amüsant zu beobachten, wie die Damen am Gate versuchten die heftige Sonneneinstrahlung auf ihren PC-Bildschirm zu verhindern. Erst plusterte sich eine der beiden auf und versuchte mit ihrem stämmigen Körper einen Schatten auf den Bildschirm zu werfen, sodass man besser erkennen kann, was darauf eigentlich steht. Da diese Aktion den erwünschten Erfolg verhinderte, musste eine neue Idee her. Ihr nächster Geistesblitz bestand darin, zwei DIN-A4-Blätter zu nehmen und sie diese versuchte an der Scheibe direkt hinter ihr so zu befestigen, dass auch diese kleinen A4 Blätter einen Schatten werfen, den selbst die stämmige Frau nicht erreicht hat. Nachdem auch diese Idee zum Scheitern verurteilt war, wurde der Tisch noch hin- und hergeschoben, ebenfalls mit mäßigem Erfolg. Die beiden Frauen fanden sich schließlich mit ihrem Schicksal ab und resignierten gegenüber den natürlichen Gewalten.
Der Rest der Heimfahrt verlief ohne große Zwischenfälle, sodass ich mich mirnichtsdirnichts um 19:30 Uhr vor meiner Haustür wieder fand.