Reiseberichte

Hinreisen und Fahrradfahren

Die Hinreise

Nachdem der Zug sich in Bewegung gesetzt hatte, entfernte sich Magdeburg mehr und mehr. Der Abschied von Familie und Freunden lag bereits mehrere Stunden zurück und ich gleitete auf den Schienen Japan mehr oder weniger auf Umwegen entgegen.Nähert man sich Japan über Frankfurt, müsste man konsequenter Weise den Umweg über den Atlantik nehmen; dabei ist es doch über den Pazifik (bzw. etwas nörderlicher dann über Sibirien) viel kürzer.

Es war demnach auch sehr günstig und klug vom Piloten der JAL (Japan Airlines) den zweiten Weg einzuschlagen und die Flugzeit somit auf 10,5 Stunden zu verkürzen (wir näherten uns Magdeburg mit dem Flugzeug wieder auf weniger Kilometer… Den Dom konnte ich jedoch in diesem Fall nicht erkennen).

Ich nahm auf meinem Platz platz und musste nun die Langeweile herumkriegen. Dabei half ein sehr redseliger Isländer, dessen Paranoia vor dem Internet es mir an dieser Stelle verbietet, seinen Namen zu nennen. Daher werde ich im folgenden Initialen verwenden, die natürlich ebenfalls geändert wurden, um es auch schlausten Detektiven nicht zu ermöglichen G.G. zu identifizieren.

Er machte es auch den japanischen Behörden nicht einfach. Er unterschrieb auf dem Einreiseformular mit „Ahmadineschad G.“. („Hauptsache der Nachname stimmt, auf den Vornamen guckt eh keiner“, so seine übersetzten Worte. Auch bei Telefonnummer war er sich nicht zu Schade „Nicht beim ersten Date“ einzutragen. So flogen wir ostwärts. Ich versuchte ein wenig zu schlafen. G.G. war aber der Überzeugung, bei einem eventuellen Angriff einiger Terroristen den Sky-Marshals helfen zu müssen und verzichtete dabei auf Schlaf um umgehend auf Gefechtsstation gehen zu können.

So viel dazu, weitere Details über mit Scheiße beschmierte Toiletten auf Metal-Festivals sollen hier erspart bleiben.

Das Fahrrad

Rund 35 Millionen Menschen leben im Großraum Tokio (ca. 8,5 Millionen in den 23 Bezirken). Viele davon sind mit Fahrrädern unterwegs.

Platz ist wenig in Tokio, 13.650 Einwohner quetschen sich auf einem Quadratkilometer und Straßen und Fußwege sind vielerorts eng und bieten nur wenig Platz für das Fahrrad. Fahrradfahrer fahren deswegen stets auf Fußwegen im Slalom um Fußgänger und andere Fahrräder herum. Parken ist nicht überall erlaubt, deswegen gibt es spezielle Fahrradparkplätze. Teilweise werden diese von Parkplatzwächtern bewacht. „Illegal“ abgestellte Fahrräder werden verwarnt.

Hätten Fahrräder ein Nummernschild ließe sich hier noch etwas Geld verdienen.

Hätten Fahrräder ein Nummernschild ließe sich hier noch etwas Geld verdienen.

Fahrradparkplatz über zwei Etagen

Fahrradparkplatz über zwei Etagen

Außerdem

Ein Hund. Leider ohne Bild. Und es gibt sie wahrscheinlich in allen Ecken der Welt. Im Dunkeln beleuchtete Hunde, ganz gleich oben genannter Fahrräder führen Hundebesitzer ihre Hunde in Japan teils mit Beleuchtung herum, damit sie von rasanten Fahrradfahrern und rücksichtslosen Fußgängern nicht niedergetrampelt werden.

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Warum wir der Penismuschel ein Croissant vorzogen

Mein erster Gedanke war „gnäp gnäp… ehoooaaa“. Mein Zweiter war dann schon etwas verständlicher formuliert und ich fragte mich wo ich denn überhaupt sei, warum der Wecker solch einen Krach veranstalten muss und wie spät es denn zum Teufel eigentlich sei. Ich war in Japan, genauer noch in Tokyo. Der Wecker klingelte, weil Kai und ich zum Tsukiji-Fischmarkt wollten. Fischmärkte fangen in der Regel recht zeitig an und deswegen klingelte der Wecker auch schon um vieruhrdreißig. Mich überkam ein Zorn gegenüber dem Biorhythmus ein eines Fischers. Wäre es denn nicht viel schöner bei Tag zu fischen. Dann kann man doch zum einen viel besser sehen, die Sonne strahlt grell vom Himmel und das Meer schwelgt gemütlich vor sich hin. Nein, es muss ja nachts bei Regen und Sturm passieren, möglichst kalt müsse es sein und glitschig. Die Gischt peitscht über das Deck und den Fischermännern läuft der Rotz aus der Nase. In ihren Finger sammelt sich der Duft von drei Tonnen Kalamarischeiße und zwei Tonnen Doradenfilet. Ihr Schweiß ist vom Meerwasser nicht zu unterscheiden, welches den fürchterlichen Gestank zurück ins Meer spült. Und wenn sie morgens mit den ersten Sonnenstrahlen, von Möwen umkreist, in den Hafen fahren, freuen sie sich auf ihre Koje, wo sie den ganzen Tag verschlafen werden.

Jenen Tag, der von den Fischhändlern ebenfalls sehr früh begonnen wird, damit der Fisch auch möglichst frisch bleibe. Zu jener Zeit, als das Treiben am größten und die Gänge ab überfülltesten sind (gegen fünf Uhr am Morgen) saßen Kai und ich gerade in der U-Bahn. Wir fuhren dem Fisch entgegen und nur ein Kaffee aus dem 24-Stunden-Laden hielt uns am Leben. Das monotone Rattern und die schlafenden Menschen sind das Paradoxon einer U-Bahn, wo doch die Leute zu Hause, wenn der Wasserhahn nur leise tropft oder die Uhr im Nebenzimmer tickt, die Augen nicht zu bekommen.

Wir verließen die U-Bahn-Haltstelle und orientierten uns nur dieses eine Mal auf den Geruch. Der Geruchssinn spielt im normalen Fall innerhalb der Stadt zum Orientieren nur eine geringe Rolle, und wenn, dann meist auch nur, falls der Gulli auf der einen Straßenseite stinkt und man auf die Andere herüber wechselt. Unser Geruch führte uns geradewegs auf den größten Fischmarkt weltweit. Auf dem Tsukiji-Fischmarkt werden täglich rund 2300 Tonnen Ozeanprodukte umgesetzt und er beschäftigt ca. 60.000 Mitarbeiter.

Einige davon kamen uns auch gleich hupend auf ihren dreirädrigen Motorädern mit Ladefläche und Riesenlenkrad entgegen. Auf ihnen ratterten Kisten sowie kleine und große Fische. Es war ein unglaubliches Treiben, aus dem All betrachtet wohl wie ein Ameisenhaufen. Unfälle gab es nicht, jedes Mal schafften es die Fahrer gekonnt, sich um Hindernisse herum zu lenken und dabei keinen Gramm Ladung zu verlieren. Nach dem Schock der großen fischmarktinternen Hauptstraße führte uns unser  Weg in einen Hallenbereich, in dem nun auch die Gänge zumeist schmaler wurden. Das Geräusch von tausenden Männern und teils auch Frauen, die lautstark feilschten und diskutierten. Auf alten und morschen Paletten lagen tiefgekühlte Thunfische, die wie Baumstämme wirkten. Ihre Köpfe und Schwänze waren bereits abgetrennt. Aus einigen Ecken dröhnte eine Säge, mit der gerade jemand den 150 Zentimeter langen Thunfisch mittig durchsägte. Über ihm baumelte womöglich eine einzelne Glühbirne, die andernorts auch noch mit einem Lampenschirm aus Blech geschützt wurde. In Plastikboxen, die mit Wasser gefüllt waren schwammen noch einige Hummer oder kleine Fische. Woanders hingen die knallroten Tentakel von Tintenfischen über dem Rand. An anderen Ständen spritzten Muscheln den letzten Lebenssaft aus sich heraus. Wir gingen an Männern vorbei, die in einen Eimer voller kleiner Fische langten und sich ein paar davon lebend in den Mund schoben. Neben ihnen in einer Kiste schwamm ein Fisch in seinem eigenen Blut, das dem riesigen Schnitt nach zu urteilen aus seiner Kehle strömte.

Über den grauen Boden aus Kopfsteinpflaster, in dem sich die gelben Glühbirnen spiegelten, schepperten Männer mit Handkarren, die neue Ladung an die Stände brachte. Nach einer erfolgreichen Preisdiskussion packte der Händler dem Kunden den frischen Fang in eine Tüte und offenbarte uns beim Grinsen seinen Goldzahn.

Kai und ich waren von der Qualität und Quantität der Eindrücke erschlagen. Wir verbrachten in etwa zwei Stunden zwischen glitschigen Fischen (oder stumpfen, falls sie schon filetiert wurden) und haarigen Fischersmännern. Meine Schuhe sogen die Feuchtigkeit des Bodens auf und leiteten sie an meine Socken weiter, ich war falsch ausgestattet im Wald der Gummistiefel. Meine Nikon-Kamera klickte unaufhörlich und fing teils verärgerte Blicke ein, wenn ich mal wieder einem Händler im Weg stand. Der Fischmarkt war ein Labyrinth aus Gängen und Straßen. Neben dem Fisch mit Schuppen gab es nebenan gleich noch Restaurants für den frischen Fisch ohne Schuppen, aber als Sashimi dennoch roh. Andere Händler verkauften Gemüse und Messer, um dem Fisch bis zum Weg auf den Teller noch in ein Grab aus Paprika und Tomaten zu betten.

Wohl sei dem, der Wohles bekommt. Ein Fisch vom Tsukiji-Fischmarkt fehlte uns dennoch auf unserer Liste, da wir uns zum Frühstück anstatt einer rohen Penismuschel* mit Tintenfischsoße lieber ein Croissant gönnen wollten. Voller Eindrücke von Fisch fuhren wir zurück zu Naoki. Als wir uns noch einmal schlafen legten, machte er sich gerade für den Weg zur Arbeit fertig.

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*Die Penismuschel habe ich deswegen sogenannt, weil sie tatsächlich so aussah. Aus ihrer Schale ragte ein längliches, starres Fleischstück heraus, das in regelmäßigen Abständen Wasser ejakulierte.

Ein paar Bilder zum Thema gibt es auf flickr.

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Mein UAZ

Unsere Zeit in Orsk geht langsam aber sicher dem Ende entgegen. Bald werde ich mich wieder auf anderen Baustellen in Russland herumtreiben, aber vorher müssen wir noch alles Brauchbare sichern und ein bisschen näher an Moskau heranbringen.  Dazu werden wir am Wochenende unseren UAZ packen und rund 2000 km Richtung Westen fahren. Der Routenplaner hat uns eine Strecke über Orenburg, Samara, Nichny Nowgorod nach Jaroslawl vorgeschlagen, um die Sache nicht zu anstrengend zu machen, habe wir dafür 3 – 4 Tage eingeplant.

Unser UAZ ist erst gut ein Jahr alt und hat erst  10 000 km auf dem Tacho, aber bis jetzt ist kein Monat vergangen in dem nicht irgendeine Reparatur fällig war (Ölleckagen, Probleme mit der Elektrik, leere Batterie usw.). Ich hoffe nun, dass er jetzt seine Kinderkrankheiten überwunden hat und wir irgendwann Anfang der nächsten Woche Jaroslawl erreichen.  Unser UAZ hat einen 2,4 l Benzin Motor und verbraucht so um die 20l Benzin für  100 km, wenn über 100 km/h fährt sind es schon mal 30 l/100 km, darum hat er auch zwei Tanks zu je 40l, Einfüllstutzen  dafür sind jeweils links und rechts, was das Tanken sehr problematisch macht, wenn man alleine ist, weil sich die Zapfsäule beim Einhängen der Zapfpistole abschaltet, was dann ein nochmaliges Bezahlen zur Folge hat (In Russland muss man an der Tankstelle bezahlen, bevor man tankt).

Siehe auch:  http://de.wikipedia.org/wiki/Uljanowski_Awtomobilny_Sawod

UAZ und Fahrer

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Eine Beschreibung…

Heute suche ich einen Knoten. Einen Knoten, um etwas zu verknoten. Das scheint logisch und Knoten scheinen einfach. Aber genau der Umstand (ich einen Knoten suchend) veranlasste mich dazu, eine Beschreibung darüber abzugeben, wie während unseres Aufenthaltes in Chuzhir am Baikalsee ein WC-Besuch aussah. More…

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Damals war’s – in Taupo

Ich kam in Taupo an. Es ist nahezu glasklar, was man dort macht. Taupo ist angeblich der Ort in Neuseeland, an dem man am günstigsten einen Fallschirmsprung machen kann. Zunächst war das Wetter nicht in optimaler Form, sodass ich erst gar nicht springen konnte. Ich machte mich auf den Weg nach Rotorua und verbrachte dort einige Tage. Als der Wetterbericht von besseren Bedingungen sprach, entschloss ich mich, wieder zurück nach Taupo zu düsen.

Manchmal, so wird gesagt, meldet man sich vormittags für einen Sprung an und ist bereits mittags wieder in der Luft. Bei mir hieß es, dass es morgen losginge. Ich war zu dieser Zeit alleine unterwegs und fuhr dann zum kleinen Flugplatz. Dort unterschrieb ich, dass im Todesfall keine Ansprüche gestellt werden können. Dort hatte ich dann auch zittrige Knie, die schon den ganzen Tag aus Knete zu bestehen schienen. Dort kamen dann auch plötzlich Katie und Alex hereinspaziert, mit denen ich einige Wochen zuvor Kiwis geerntet und gemeinsam bei den Coles geschlafen hatte. Wir freuten uns, uns wiederzusehen und sprangen dann kurzerhand aus einem Flugzeug…

Das folgende Video zeigt unter anderem meinen Sprung aus 12000 Fuß, sowie den einer weiteren Engländerin, deren Name mir nach all den Monaten entfallen ist…

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Der Maulwurf (und Alexej) im Abteil

Vor mehr als einer Stunde sind wir in Jekaterinburg verabschiedet wurden. Es war spät. Im Hintergrund das dumpfe Rauschen des Zuges, der über die Gleise fährt. In regelmäßigen Abstanden – klack – klack. Klack – klack. Draußen war es so schwarz, dass wir nur unsere verschwommenen Figuren im Fenster sehen konnten. Um etwas frische Luft in unser Abteil zu lassen, haben wir die Tür auf gemacht. Im Gang waren keine Leute mehr. Die meisten schliefen bereits. Doch dann ein Poltern aus Richtung des Speisewagens. Maulwurf ging an unserem Abteil vorbei. Wir gaben ihm den Namen ob seiner offensichtlichen Augenleiden, da wir uns vorstellten, dass seine Augen ohne Brille etwa denen von eben jenen kleinen wühlenden Erdtieren haben müssten. Auch Alexej sind wir bereits einige Minuten zuvor begegnet, als er mit Fischen in beiden Händen um unsere Rucksäcke steuerte, die noch im Gang standen. Er musterte uns neugierig und freute sich, als er von den Rucksäcken auf seine Hände blickte und den Fisch entdeckte. Hinter dem Maulwurf und Alexej kamen noch eine Fahne Wodka und Zigarettenrauch. Und Fisch. Einige Sekunden später stand Alexej wieder im Flur. Der Fisch fehlte aber nun galt uns fast seine komplette Aufmerksamkeit. Mit dem kleinen anderen Rest seiner Sinne versuchte er nicht umzufallen. Er hörte uns. Er erkannte die Laute, wusste, dass wir Deutsch sprachen. Alexej streckte sich. Er holte tief Luft und fing an zu singen: „Deutsche Soldaten fallen an der Wolga.“ Der Maulwurf beobachtete ihn durch seine dicken Brillengläser. Wir ließen alles stehen und liegen. Wir schauten uns an und fragten uns noch einmal sicherheitshalber, ob er gerade etwas von deutschen Soldaten, von Wolga und vom Fallen gesungen hat. Wir einigten uns darauf, dass er es nicht sang, sondern krächzte, aber dass wir den Text durchaus verstanden haben. Alexej atmete tief durch. Ihm schien unsere Verwunderung entgangen zu sein, denn er sang den Text noch einmal. Der Maulwurf musterte nach wie vor alles ganz genau. Seine Augen wirkten übernatürlich groß und seine Jogginghose hing schlabberig an seinen Beinen herunter. Alexej fuchtelte mit seinen Händen herum und krächzte fröhlich weiter. Er wedelte dabei Fisch-, Zigaretten- und Alkoholduft zu uns herüber. Unter seinen Fingernägeln sammelte sich im Laufe der Zeit eine schwarze Substanz. Er grinste uns an und wollte uns wahrscheinlich mit seinem Blick fragen, wie uns seine Aufführung denn gefallen habe.

Ich weiß gar nicht mehr genau, was wir mit ihm erzählten. Doch als wir nach nur wenigen Minuten genug hatten, zogen wir uns in unser Abteil zurück und schlossen die Tür. Als wir dann dachten, dass die Luft wieder rein wäre, öffneten wir die Tür unseres Abteils.

Das folgende Video zeigt Alexej und Maulwurf (stets im Hintergrund), als sie aus dem Speisewagen zurückkehrten und in ihr Abteil wollten.

Kai versuchte dann stets, die Konversation aufrecht zu erhalten. Marko fühlte sich hingegen leicht genervt und äußert diese Ansicht des öfteren während des Drehs. Pauli war für die Kameraführung verantwortlich. Ich hingegen lag zitternd auf meinem Bett und gab nur sehr wenige Kommentare von mir, da ich stets bemüht war, vor Lachen nicht laut los zu schreien.

Noch ein Hinweis: Da die Tonqualität sehr schlecht ist, empfehle ich, die Boxen sehr weit aufzudrehen, um in den vollen Genuss des Tonumfangs zu gelangen.

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Datscha und Schaschlik

Am Samstag war ich bei Freunden auf ihre Datscha eingeladen. Eigentlich nichts besonderes, ich denke aber man sollte den „unwissenden“ Deutschen einmal erklären, was „Datscha“ bedeutet. Im deutschen würde man für Datscha eigentlich die Übersetzung Laube oder Sommerhaus wählen. Das Wort Datscha kommt von „datsch“, wörtlich übersetzt „geben“. Die Zaren haben ihren Untertanen kleine Grundstücke zur Bewirtschaftung überlassen, gegeben, so dass sie dort Obst und Gemüse anbauen konnten, was zur Ernährung gebraucht wurde. Ich habe mal gelesen, dass während der Sowjetzeit etwa 35% der im Lande benötigten Lebensmittel individuell erwirtschaftet wurden.
Die meisten in Städten lebenden Russen haben eine Datscha, manche Moskauer fahren am Freitag mehr als 100 km um auf ihre Datscha zu gelangen. Die Datscha ist im Sommer der Lebensmittelpunkt der Russen, ähnlich wie bei uns die „Laubenpieper“, die Kinder verbringen hier mehr oder weniger die Sommerferien (3 Monate). Die Datscha ist ein Landstück von 500 bis 1000m² und einem meist 2 geschossigen Holzhaus, manchmal auch mit Stromanschluss. Das obere Geschoß wird meistens als Schlafraum benutzt. Das wichtigste an der Datscha ist natürlich der Grill, um Schaschlik zu machen. Die Grills verfügen nicht über den bei uns bekannten Rost, alles wird auf Edelstahlspieße gespießt und dann mit Holz gegrillt. Das Geheimnis guten Schaschliks ist die Marinade, im Supermarkt kann man hier fertig mariniertes Fleisch (Schwein, Rind, Lamm, Huhn) kaufen. Rezepte am Ende !
Die Hauptfrüchte in jeder Datscha sind Kartoffeln, normalerweise wird der Jahresbedarf einer Familie angebaut. Weitere Anbaupflanzen sind Erdbeeren, alle Sorten von Kohl, Äpfel, Gurken und natürlich Tomaten und viel Dill, der allgegenwärtig in der russischen Küche ist. Alles wird dann auf unterschiedlichste Art konserviert, berühmt sind vor allem die eingelegten Gurken und die „Varenje“ (eine Art ungekochte Marmelade aus allen möglichen Beerenfrüchten und Zucker, wird gern zu Tee gegessen, ist auch ein Vitaminspender in der Winterzeit). Da die Lebensmittel während des Winters in den überheizten Wohnungen sehr schnell verderben, muss man neben einer Datscha auch noch eine Garage zum Lagern der Ernte haben, die Garagen haben tiefe Gruben, wo es auch bei starkem Frost draußen frostfrei bleibt, hohe „Schornsteine“ sorgen für entsprechende Luftzirkulation.
Natürlich gibt es in den Datschas auch Blumen, dies ist der Stolz der Hausfrauen.

Hier noch ein paar Marinaden Tipps für guten Schaschlik:

Fleisch jeweils in „mundgerechte“ Stücken schneiden.
Lammfleisch mit trockenem Rotwein, Zwiebeln, Knoblauchzehen, etwas Lorbeer und Piment marinieren, mindestens 12 Stunden in den Kühlschrank stellen. Die Spieße nicht zu eng stecken, so dass die Fleischstücke ringsum braun werden.
Schweinefleisch mit Olivenöl und Zitrone marinieren, dazu Zwiebeln, Knoblauch und Pfeffer.
Hühnchen mit „Smetana“ (saure Sahne), Zwiebeln, Knobi, Piment und Lorbeer marinieren.

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EM 2008 in Moskau, Teil 2

Gestern war das Halbfinalspiel Russland gegen Spanien in Wien. Ich hatte mal wieder das Vergnügen, ein Russlandspiel im Herzen Russlands, in Moskau, erleben zu können.
Die Vorfreude auf dieses Spiel war unter unseren Besuchern auf der NEFTEGAZ 2008 (jährlich stattfindende Spezialmesse für Erdöl und Gas Business) unbeschreiblich groß. Kein Kontakt ohne dieses Thema, jedesmal wünschten wir uns gegenseitig Glück für das Finale am Sonntag, das Weiterkommender Russen gegen Spanien stand niemals in Frage.
Wir freuten uns auch auf einen geselligen Fußballabend. Wir beschlossen zum Abendessen, in ein uns bekanntes Restaurant am Kutosovsky Prospekt zu gehen, dort gibt es auch genügend Fernseher. Als wir gegen 20.30 Uhr in das Restaurant kamen, wurde uns zu unserem Erstaunen mitgeteilt, dass bereits alle Plätze besetzt wären (das Spiel begann um 22.45 Ortszeit). Der Versuch uns in anderen, in der Nähe liegenden Restaurants Einlass zu gewähren, scheiterte aus dem selben Grunde. Es war mittlerweile 21.30 Uhr und wir beschlossen, wieder in Richtung Hotel zu gehen. Nicht weit vom Hotel ist ein „Palatka Kafe“ (Cafe in einem Pavillion oder auch Bierzelt)) mit Grilllplatz und einem aserbaidschanischen Besitzer. Dort angekommen, die nächste Überraschung, hier war gänzlich geschlossen. Wir erfuhren vom Besitzer, dass er Randale befürchtet. Nach langem Bitten war er dann bereit, uns wenigstens ein Abendbrot zu geben, also wie jeden der letzten Abende Schaschlik, Salat, Brot und Bier, aber ab 22.45 Uhr ohne Fernseher. Na wenigstens etwas zu Essen und Trinken. Pünktlich zu Spielbeginn um 22.45 waren wir im Hotel, im dortigem Restaurant waren zu unserer Verwunderung keine Leute. Auch das hatte seinen Grund, dass das Restaurant um 23.00 Uhr schließt. Nach einigen Diskussionen und 300,00 RUR (ca. 10 Euro) ging der Fernseher dann wieder an und wir konnten das Spiel nun gucken, auch einige Bier und Snacks gab es noch.
Nach dem 2:0 für Spanien beschlossen wir dann, den Rest in unseren Zimmern anzuschauen. Nach dem 3:0 für Spanien bin ich dann traurig eingeschlafen, traurig weil ich zu gern am Sonntag in Jaroslawl das Finale mit Russland erlebt hätte.
Gott sei Dank, gab es letzte Nacht, trotz aller Befürchtungen, keinerlei Ausschreitungen in Moskau. Heute träumen schon wieder alle vom Finale Russland gegen Deutschland bei der WM 2010!

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EM 2008 in Moskau

Gestern war das entscheidene Vorrundenspiel Schweden gegen Russland. Ich
bin gestern Abend in Moskau angekommen und gleich mit der Metro ins Hard
Rock Cafe, am Arbat gelegen, gefahren. Dort sollte dieses Spiel auf einer
Grossbildleinwand uebertragen werden. Das Spiel sollte um 22.45 Uhr Ortszeit
beginnen, das Hard Rock Cafe (uebrigens das groesste ausserhalb der USA)
war schon eine Stunde vor Anpfiff gut gefuellt. Zu meinem Erstaunen waren
dort ueberwiegend junge Frauen und Maedchen, sie kamen in Kleineren Gruppen,
um dem Ereignis bezuwohnen. Vor Anpfiff wurde natuerlich die Nationalhymne
aus allen Kehlen lautstark mitgesungen und dabei russische Fahnen geschwenkt.
Die Begeisterung war unglaublich als die russische Mannschaft das erste mal
am Ball war, ich dachte ich waere bei einem Popkonzert mit kreischenden Teenies.
Jede russische Aktion wurde mit Geschrei und Beifall (als wenn ein Ferienflieger
erfolgreich gelandet ist) begleitet, die Stimmung kannte keine Grenzen mehr
als die „Sbornaya“ den Fuerungstreffer erzielte, Fahnen und Bierdeckel flogen
durch die Luft und fremde Menschen umarmten sich, ich erhielt einen Kuss
von einem wunderschönen Mädchen vom Nebentisch. Die Zeit bis zum Zwei zu Null
war mit Kreischen und Beifall ohne Pause gekennzeichnet. Nach endgueltigen
Siegtreffer waren die Maedels wie in Trance, alle „liebten“ die Spieler der
Sbornaya. Nach dem Schlusspfiff wurden auf dem Arbat noch Raketen in die
Moskauer Nacht geschickt.
Ich musste mit dem Taxi ins Hotel, weil ich dieletzte Metro verpasst habe,
hat sich trotzdem gelohnt, ein geiler Abend in Moskau!

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Eisenbahnfahren in Russland

Wenn man sich die Weltkarte einmal ansieht, wird man feststellen, dass wir in Russland über Entfernungen sprechen, die es sonst nirgends auf der Welt gibt. Es ist also völlig normal, dass ein Zug mehrere Tage unterwegs ist.

Das Zentrum der Russischen Eisenbahn (РЖД) ist Moskau, nicht nur verwaltungstechnisch sondern auch verkehrstechnisch. Die meisten Langstreckenzüge haben ihren Anfangs- und Endpunkt an einem der acht Moskauer Fernbahnhöfe. Diese Bahnhöfe liegen bis auf den Rigaer Bahnhof an der Ringlinie der Metro (Braune Linie), was das Umsteigen sehr bequem macht. Die РЖД ist in sieben Regionalbezirke unterteilt und hat etwa 1,1 Mill. Beschäftigte.

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